Die IFA ist für jeden aus der Branche ein Muss. Die Internationale Funkausstellung zeigt, was heute den Markt prägt und morgen unser Geschäft bestimmen wird. Hier meine Top 10 – für alle, die schon in Berlin sind oder noch zur zweiten Halbzeit anreisen:
1) Miele Softtronic Solar. Wer glaubt, das Thema Energiesparen beim Trocknen sei mit Wärmepumpentrocknern am Ende des Machbaren angekommen, der wird eindrucksvoll eines Besseren belehrt. Die Gütersloher setzen solarthermische Energie (in vielen Haushalten bereits über entsprechende Kollektoren gewonnen) ein, um die Hitze zum Wäschetrocknen zu nutzen. Ergebnis: mehr als die Hälfte weniger Stromverbrauch – klasse!
Miele hat natürlich auch sonst einiges zu bieten – der Stand ist daher allemal einen Besuch wert. Von der Weiterentwicklung Smart Grid bis zum Duft-Wäschetrockner, der Wäsche wahlweise in den Noten Aqua, Nature und Cocoon beduftet. Das regt die Phantasie an: wie wäre es beispielsweise mit “Workout” für den, der sportliche Aktivität vortäuschen will oder “Cohiba Siglo VI” für passionierte Raucher vor dem Interkontinentalflug. Spaß bei Seite, auch diese Innovation wird sicher begeisterte Käufer bringen und bietet „Geruchsstoff“ für ein gutes Verkaufsgespräch.
2) OLED. Erwartungsgemäß ein Top-Thema von Samsung und LG – der eine wirbt in Berlin auf Häuserfassaden für die weltgrößte OLED-Erfahrung, der andere für das weltbeste OLED 3D Bild. In der Sache bleibt es dabei: unglaublich flach, sensationelle Bildqualität, brillante Farben – und das Fragezeichen nach wirklichem Marktstarttermin und Haltbarkeit. Neben OLED sieht man bei mehreren Herstellern 4K-Auflösung mit LED Technologie – das ist ein großer Schritt zu einem noch besseren Bild gerade auch auf sehr großen Bildschirmen. Und es geht weiter, wie zum Beispiel die 8K-Studie von Panasonic zeigt.
3) Nochmals Korea – aber Weiße Ware. Wer Zweifel daran hat, ob Samsung es ernst meint, der muss in Halle 5.1 gehen. Ein selbstbewussteres Statement kann man kaum abgeben, die Absichtsbekundung ist unmissverständlich.
4) Appmania. Alles ist App. Alles ist Content. Und wer hier nur an Consumer Electronic denkt, der irrt sich gewaltig. Siemens zeigt sehr umfassend und gereift, wie man mit dem Tablet-PC alle Elektrogroßgeräte via Wlan bedient – selbstverständlich auch aus der Ferne. Der Kühlschrank schießt sogar jedes Mal, sobald man ihn wieder schließt, ein Foto vom verbliebenen Inhalt, damit man von unterwegs sehen kann, was noch da ist. Miele geht in einer Konzeptstudie sogar so weit, eine Waschmaschine ohne Knöpfe zu zeigen (“Smartcontrol”), die ausschließlich über eine App bedient wird. Mal schauen, was sich von alledem durchsetzen wird – sicher nicht alles, aber noch sicherer vieles.
5) Loewe Reference ID. Es gibt keine Nische, die zu klein wäre, um sie zu besetzen. Loewe zeigt einen neuen Reference ID am Beispiel eines Manufakturmodells als Auftakt zu einem neuen, höchst individuellen Spitzenprodukt – „Meisterwerke“ ist das Schlagwort. Zukünftig können die Kunden in wenigen ausgesuchten Stützpunkten bei einem qualifizierten Fachhändler die wertigen Materialen auswählen, mit denen ihr Fernseher individualisiert wird. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Dies ist in mehrerlei Hinsicht gut. Es stützt das Markenimage. Und in Zeiten, in denen ein Fernseher nicht mehr von Loewe kommen muss, um gut auszusehen, ist es wichtig, die Exklusivität zu betonen und sich an die Spitze zu setzen. Dies umso mehr, als es in der Spitzenpreisklasse einsam geworden ist, seit sich der skandinavische Preisführer faktisch aus dem Markt weitgehend verabschiedet hat.
Interessant in diesem Zusammenhang: Metz hat bereits vor einiger Zeit unter dem Oberbegriff “Manufaktur” ein Individualisierungskonzept gestartet, dass im Fachhandel begeistert aufgenommen wurde und überaus erfolgreich vermarktet wird – natürlich am Metz-Stand zu sehen. Metz ist, um ein Bild aus der Mode zu wählen, im positiven Sinne eher Maßkonfektion, und die wird häufiger gekauft als Haute Couture – letztere entsteht in der Loewe-Manufaktur.
Also ein guter Zug aus Kronach, wenngleich es mir bei dem Gedanken graut, welch hässliche Fernseher zukünftig auf individuellen Kundenwunsch gefertigt werden. Egal, manchmal heiligt der Zweck die Mittel.
6) Look East – China. Man hört und liest es allenthalben: Die Chinesen kommen. Wer sich einen Eindruck davon verschaffen möchte, wer das Potential hat, in einigen Jahren selbstbewusst komplette Messehallen zu bestücken, der sollte die Messestände von Haier und Hisense besuchen. Die Geschwindigkeit, mit der Haier im Bereich der weißen Ware und Hisense in der Unterhaltungselektronik aufholen, ist beeindruckend. Hier geht es nicht mehr um das Geschäftsmodell “günstige Werkbank”. Es geht um den strategischen Aufbau starker Marken mit leistungsstarken Produkten. Weg und Trend sind klar erkennbar, und ich bin mir sicher: Hier wird noch viel passieren. Wer bei chinesischen Produkten noch immer an billiges Plastikspielzeug und mindere Qualität denkt, der sollte einfach einmal genauer das Top-Waschmaschinenmodell von Haier ansehen oder genauer unter die Lupe nehmen, was Hisense unter Smart TV versteht…
7) Emotionen verkaufen. Auch wenn es eingefleischten CE-Händlern schwerfallen mag: Ein Glück, dass die IFA-Macher vor einigen Jahren die Welt der weißen Ware gewinnen konnten. Wie schon in den Vorjahren zeigen die Hersteller von Elektrogeräten ihren CE-Brüdern, wie man Erlebniswelten aufbaut und über Emotionen verkauft. Perfekt bringt es Bosch auf den Punkt: Über einer Live-Koch-Erlebnisstation steht in großen Lettern “Unterhaltungselektronik für Ihre Geschmacksnerven”.
Selbstverständlich ist Energiesparen richtigerweise wieder ein großes Thema – ist es nicht toll, dass ein Gefrierschrank mittlerweile weniger Energie verbraucht als eine Energiesparlampe? Und zu allem Überfluss sehen viele Produkte und Designstudien auch noch richtig stylisch aus – wie titelte doch die Berliner Zeitung am Freitag so schön: “Möbelstück für die Schmutzwäsche”.
Hierzu passen dann auch immer wieder Innovationen, die dem Kunden im Detail signalisieren: Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir Dir relevanten Nutzen stiften. Ein Beispiel: Siemens zeigt ein Induktionskochfeld, auf dem man Töpfe beliebiger Größe und Formate auf eine beliebige Stelle des Kochfeldes stellen kann. Der besondere Clou: das Kochfeld “merkt sich” den Topf und behält die Heizstufe bei, auch wenn man den Topf auf dem Feld verschiebt.
8) Ehrensache: der ElectronicPartner Messestand in Halle 6.2. Er gehört nicht nur im Sinne der Ehrensache zu meinen Top 10, sondern aus gutem Gewissen nach zahllosen positiven Rückmeldungen von Fachhandelsunternehmern, Industriepartnern, Medienvertretern und Endkunden.
9) Let’s Party. Jeden Abend mindestens drei große Partys und zahllose kleinere. Zusätzlich noch das einzigartige Berliner Nachtleben. Wer hier abends Langeweile verspürt, dem ist nicht zu helfen.
10) Noch viel mehr. Ich habe längst noch nicht alle Partner besucht und alles gesehen. Wie man den Top 10 entnimmt, war ich bisher schwerpunktmäßig im Bereich weiße Ware unterwegs. Es gibt noch viel mehr zu sehen. Da hilft Ihnen nur eines: Selber ansehen.
Also, machen Sie sich auf den Weg nach Berlin, die IFA lohnt sich.
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