„Datability“ – unter diesem Schlagwort steht die CeBIT 2014. Damit trifft der Veranstalter den Nerv der Zeit und surft auf der Welle der NSA/Whatsapp-Empörung. Kommunikativ ist dies gut gewählt – die Messerealität ist auf den ersten Blick deutlich nüchterner.
Dem von mir bereits im vergangenen Jahr beschriebenen Trend folgend, entwickelt sich die CeBIT auch in diesem Jahr weiter in Richtung rein professionelle IT- und TK-Messe. Folgerichtig hat man das Konzept von einigem Ballast der Vorjahre befreit. Der Entrümpelung sind beispielsweise auch der Gaming-Bereich und Ausflüge in den Musikbereich zum Opfer gefallen – nur wenige Fachbesucher werden es in diesem Umfeld wirklich vermissen.
Dafür begegnen einem zahlreiche „alte Bekannte“, wenn auch zum Teil in neuem Gewand: IT-Security, Managed (Print/Document…) Services, IP-Communication und Unified Communication, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Zahl der Aussteller ist laut der Messegesellschaft gestiegen. Das deckt sich mit dem subjektiven Eindruck. Es gibt zahllose Anbieter von Software und Lösungen für jeden erdenklichen Geschäftsprozess. Und natürlich sind auch zahlreiche Große der Branche, wie SAP, IBM, Samsung, Huawei, Telekom und Vodafone mit ihren riesigen Ständen prägender Bestandteil der Messe – ebenso wie die zahllosen asiatischen Kleinststände mit allerlei mehr oder weniger neuen Gadgets.
Hätte die CeBIT 2014 „nur“ all dies zu bieten, sie wäre zweifelsohne eine interessante Messe für IT- und TK-Profis aller Ebenen, vom Sachbearbeiter bis zum Konzern-CIO und CTO. Für mich persönlich hat die Messe aber eine andere Facette, die sie gerade auch für Nicht-IT und TK-Spezialisten interessant macht. Wer mit offenen Augen durch die Hallen geht, der kann die Digitale Revolution, die gerade erst richtig beginnt, geradezu mit Händen greifen. Man braucht nicht viel Phantasie, um an vielen Ecken zu erahnen, wie weitreichend sich unsere Welt verändern wird und wie brutal gelernte Verhaltensweisen und etablierte Geschäftsmodelle unter Druck geraten werden.
Dies gilt nicht nur für die Messestände der großen Anbieter, sondern gerade auch für die innovativen Angebote der zahlreichen kleinen, mittelständischen Aussteller, beispielsweise an den Gemeinschaftsständen der Bundesländer oder im Hochschul-und Forschungsbereich. Genau dies macht die CeBIT 2014 aus meiner Sicht auch interessant für jeden Marketing- und Vertriebsverantwortlichen – und für jeden Firmenlenker, der sein Unternehmen auf die anstehenden Veränderungen und Chancen einstellen möchte.
Das Ausmaß der Veränderungen, die vielen Unternehmen noch bevorstehen, sieht man plastisch am IBM-Stand. Schon seit der Zeit, als die CeBIT noch vorrangig „Centrum für Büroautomation“ war, gehört IBM thematisch zu den Ausstellern – mit Schreibmaschinen, Großrechnern und PC. Der Konzern hat sich zwischenzeitlich tiefgreifend verändert. Heute ist auf dem Stand kaum noch Hardware zu sehen. Statt dessen heißt es
“Build a smarter Enterprise – With the power of social, mobile, cloud, big data, analytics”
Und dies ist nicht etwa nur ein großflächig plakatiertes “buzzword-dropping”, es werden konkrete korrespondierende Leistungsangebote aktiv vermarktet. Bei IBM hat dieser Prozess über zehn Jahre gedauert. Diese Zeit wird vielen Unternehmen zukünftig nicht mehr bleiben: Alles dreht sich ja bekanntlich immer schneller. Und hierzu passt dann auch mein persönliches Highlight der CeBIT 2014: der Bereich code_n.
Bereits die hervorragend passende Standarchitektur signalisiert klar: Hier ist etwas anders! Und der präsentierte Inhalt bestätigt dies. Die Überschrift „DRIVING THE DATA REVOLUTION“ ist gut gewählt. code-n sagt über sich selber „CODE_n is an international initiative for digital pioneers, innovators and groundbreaking startups”. Folgerichtig stellen
über 60 Unternehmen und Initiativen ihre zum Teil ebenso verblüffenden wie beeindruckenden Ideen und deren Realisierungsstand vor.
Während an anderer Stelle auf der Messe noch immer über den Sinn und die Neuartigkeit von Cloud-Lösungen sinniert wird, sieht der Besucher hier cloud-to-cloud-Integrationsplattformen in direkter Nachbarschaft von SaaS-Plattformen. In anderen Hallen werden einfache Location Based Services angepriesen. Hier gibt es clevere Lösungen, wie diese auch im Indoorbereich funktionieren. Andere Startups zeigen Analyse-Tools, die es wirklich in sich haben und die beispielsweise für stationäre Handelsunternehmen unglaubliche Chancen bieten (sofern diese sich ernsthaft dranmachen, Kundendaten einzusammeln).
Natürlich weiß ich nicht, wie viele der vorgestellten Konzepte tatsächlich am Markt erfolgreich sein werden. Sicher ist jedoch, dass sich zumindest einige durchsetzen werden. Und das birgt auch deshalb besonderen Sprengstoff, weil manche Ansätze disruptiv sind. Sie haben das Potential, sehr tiefgreifende Veränderungen herbeizuführen und etablierte Marktteilnehmer schnell „alt ausssehen zu lassen“. Ein Beispiel aus dem Bereich Elektromobilität werde ich in einem meiner nächsten Blogbeiträge beschreiben. Unternehmen, die grundlegende Veränderungen nicht frühzeitig erkennen, können weder die hieraus entstehenden Chancen nutzen, noch wenigstens reaktiv die erforderlichen Maßnahmen zur Anpassung des eigenen Geschäftsmodells ergreifen.
Also, der Besuch der CeBIT 2014 in Hannover hat sich gelohnt – nicht nur für IT-und TK-Spezialisten.