Nur noch wenige Tage, dann ist es wieder soweit. Der rheinische Karneval strebt unaufhaltsam seinem Höhepunkt entgegen. Ab Mitte der Woche gibt es in den Hochburgen nur zwei Möglichkeiten: mitmachen, oder rechtzeitig das Weite suchen. Viele Rheinländer flüchten, aber es gibt auch das umgekehrte Phänomen: Nicht-Rheinländer kommen zu Karneval in das Rheinland. Manch einer vielleicht geschäftlich, die Meisten sicher eher zum Feiern. Hier einige Tipps für Menschen aus der Ferne:
- Sie haben einen geschäftlichen Termin nach Mittwoch und vor Donnerstag nächster Woche? Prüfen Sie noch einmal Ihren Kalender, wahrscheinlich sind Sie in der Zeile verrutscht. Ab Donnerstagvormittag herrscht Ausnahmezustand. Am Aschermittwoch ist dann bekanntlich alles vorbei, doch echte Jecken sind nicht vor Donnerstag für einen ernsthaften Geschäftstermin zu gebrauchen. Haben Sie sich im Termin nicht geirrt, wurden Sie entweder auf den Arm genommen, oder Sie können sich auf einen speziellen Termin einstellen.
- Sie kennen den Brauch, dass donnerstags den Herren die Krawatten abgeschnitten werden? Gut. Versuchen Sie nicht, besonders clever zu sein. Das rächt sich. Wer ohne Krawatte kommt, riskiert, dass die Damen ihm stattdessen Schnürsenkel oder Kragenspitzen stutzen. Wer eine hässliche Krawatte anzieht, der riskiert das Gleiche plus Zusatzstrafe, den ganzen Tag mit einer super-hässlichen Krawatte rumlaufen zu müssen – denn so etwas schneidet keine Frau mit närrischem Charakter ab.
- Kleider machen Leute – auch im Karneval. Wenn Sie im Straßen- oder Sitzungskarneval mitfeiern wollen, dann ist Kostümierung Ehrensache. Kreativität punktet, Cowboy und Indianer sind maximal langweilig. Achten Sie auch auf Praxistauglichkeit. Bequemlichkeit ist Trumpf, in Kneipen wird es heiß und stickig, Bärenfellkostüme und Polyester sind nicht einmal zweite Wahl und dicke Baumwollsachen helfen bei Regen im Straßenkarneval auch nicht weiter.
- Wer nach Köln mit dem Zug anreist und direkt in die Altstadt stolpert, darf nicht erwarten, dort mehr Kölner als Norddeutsche anzutreffen – in der Düsseldorfer Altstadt sind auch eher das Umland und das angrenzende Königreich vertreten als viele Düsseldorfer. Also lieber in Richtung Studenten- und Inn-Viertel bewegen.
- Zum Kneipenkarneval geht man früh, das gilt besonders für Donnerstag, wo es um 11:11 Uhr los geht. Wer spät kommt, der kommt kaum noch rein – weder in die Kneipe, noch ins Feiern. Außerdem kann man, wenn man früh kommt, noch einen strategisch guten Platz an der Theke ergattern, vorzugsweise in der Nähe der Toilette.
- Karneval ist eine lokale Veranstaltung. Wikipedia listet weit über 200 Narrenrufe auf, ähnlich vielschichtig ist das Brauchtum. Wer in Köln ein Alt bestellt, von Fasching spricht und Helau ruft, der darf nicht mit Toleranz rechnen – irgendwo hat der Spaß ja auch mal ein Ende. Die Düsseldorfer sind da schon toleranter, dort werden sogar Kölner Karnevalslieder gesungen – wahrscheinlich auch, weil die meisten und besten Karnevalslieder einfach aus Köln kommen…
- Die ultimative Feier-Verhaltensanweisung findet sich neben anderen nützlichen Tipps im Karnevals-Knigge auf www.koelner-karneval.org– Regel 9 lautet:„Jetzt kommt das Wichtigste: Machen Sie sofort mit. Karneval ist keine intellektuelle Leistung, sondern kommt aus dem Bauch, darauf muss man sich einlassen. Bleiben Sie locker und hören Sie auf, sich selbst zu beobachten. Trinken und schunkeln Sie, singen und tanzen Sie mit. Machen Sie das, was alle tun. Wenn sich einer bei Ihnen einhakt, schütteln Sie ihn nicht ab, sondern lächeln Sie ihn an. Wenn Ihnen einer ein Kölsch über den Arm schüttet, lachen Sie und sagen Sie das macht nichts.“
Einfach drauf einlassen und viel Spaß in den kommenden Tagen. Also, Alaaf und Helau!
8. Wer sich nicht direkt nach Kölle oder Düsseldorf traut kann sich als Karnevals-Ersttäter auch in der westlichsten Narrenhochburg Aachen langsam an die Narretei herantasten. Hier ruft man zwar auch Alaaf wie in Kölle, trinkt aber vorzugsweise Pils oder auch ungestraft Kölsch oder Alt. Hier findet man mehr Aachener als Touristen in der Innenstadt, die ein “jölde Hazz han” und jeden Fremden gerne in die Mitte nehmen zum “Schunkele”. Hier singt man zwar vorzugsweise Öcher und Kölsche Liedsche, aber auch das “Altbierlied” und “Die längste Theke der Welt” kommen zum Einsatz! Und die Chance an Weiberfastnacht am Burtscheider Markt, in den Kurparkterassen oder im Pennzelt auf dem Katschof auf den amtierenden Prinzen Thomas II. mit seinem Hofstaat zu treffen und ihm die Hand zu schütteln ist weitaus größer als in Kölle auf dat Dreigestirn oder in Düsseldorf auf das Prinzenpaar zu treffen.
” Weil vür va Oche sönt, än niemols onger jönt,
e jölde Hazz, vür sönt va Öcher Holz,
hant ömmer joue Mot, mer kritt os nie kapott,
ejal wat könt, än dorop sönt vür stolz.”
Oche Alaaf!