…und sie dreht sich immer weiter

Kurz vor dem Weihnachtsfest gab es gestern Hochkonjunktur für Schwarzseher, Nieselprieme und Überzeugungspessimisten. Das Ende ist da, so die platte Botschaft. Mal wieder Weltuntergang. Diesmal entsprang es nicht der kruden Phantasie eines esoterischen Gurus, sondern die Maya mussten für die Begründung herhalten. Da half es auch nichts, dass viele sich bemühten, die historischen Tatsachen und archäologischen Erkenntnisse  klarzustellen. Maya-Experten weltweit waren aufgrund der Faktenverdrehung genervt, wie nicht nur Die Welt berichtete. Aber all dies kümmerte viele nicht. Die Botschaft „Die Welt geht am 21.12.2012 unter, weil dann der Mayakalender endet“ klingt für manch einen einfach zu schlüssig, ist zu pseudo-wissenschaftlich und aufmerksamkeitsstark, als dass sie sich nicht über die Medien verbreiten ließe.

Nun dreht sie sich also trotzdem noch, unsere gute alte Mutter Erde. Für alle Depressionsbegierige, Verschwörungstheoretiker und Angst-Motivatoren ist dies natürlich frustrierend: Wieder einmal ist nichts passiert. Ist es nicht erstaunlich? Als ob der ganze Ärger um den Euro und die Kreditkrise, um steigende Benzinpreise und Koalitionsstreitereien, um Bahnhofsbauten und Kraftwerksabschaltungen nicht schon genug wäre. Als ob schwere Naturkatastrophen, Kriege und Epidemien nicht real und schlimm genug wären. Vielen Menschen ist dies offenkundig zu halbherzig. Es muss schon ein waschechter Weltuntergang sein – alles andere ist Kinderkram.

Sympathischer finde ich Menschen wie Toni Polster (genau, der alpenländische Ex-Fußballer), der der Legende nach einmal sagte „Ich bin Optimist, sogar meine Blutgruppe ist positiv“. Für alle, die in Punkto Weltuntergang und Pessimismus noch zaudern, habe ich eine Buchempfehlung: „Les fins du monde“ von Kerstin Schimandl. In ihrem schönen „Büchlein“ hat sie auf über 700 Seiten mehr als 350 Weltuntergangsprognosen aufgelistet – weit über 90 Prozent sind übrigens schon schadlos überstanden. Wie heißt es auf dem hinteren Buchdeckel so schön: „Ein trotziges kleines Stück Optimismus in Zeiten, die besser – aber auch viel schlechter sein könnten…“. Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Vielleicht denkt ja der eine oder die andere in den kommenden Tagen – wohlgenährt unter dem Weihnachtsbaum sitzend – einmal darüber nach,.

Also, ich bleibe Optimist und freue mich auf ein schönes Weihnachtsfest und genau das wünsche ich Ihnen auch: geruhsame Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr – ein gutes Jahr!
P.S.  Danke für Ihr Interesse an meinem Blog in 2012.

Les fins du monde | Weltuntergänge, Verlag: Hermann Schmidt Mainz, 720 Seiten, ISBN: 978-3-87439-837-4

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