Auf den ersten Blick erstaunt es schon: Energieversorger investieren viel Kraft, um ihre Kunden zum Energiesparen zu motivieren. Für jemanden, der vom Strom- und Gasverkauf lebt, mutet das merkwürdig an. Fast wie früher der Post-Slogan “Faß Dich kurz”.
Sicher liegt das auch daran, dass Energieversorger trotz aller Liberalisierung nicht rein marktwirtschaftlich operieren, sondern zum Teil eine hohe politische Abhängigkeit und staatliche Bindung haben. Aber das alleine erklärt es nicht.
Die weltweite CO2 Emission ist nur einigermaßen im Griff zu behalten, wenn die tradierten Industrieländer erhebliche Anstrengungen unternehmen. Denn Schwellen- und Entwicklungsländer werden sich in ihren Wachstums- und Wohlstandsbestrebungen nicht durch eine globale CO2 Politik begrenzen oder bremsen lassen. Deutschland hat sich dementsprechend zu einer massiven Reduktion der CO2 Emissionen verpflichtet. Dieses Ziel ist nur erreichbar, wenn der Einsatz fossiler Brennstoffe zur Energieerzeugung sehr stark reduziert wird. Das ist kein politisches Glaubensbekenntnis, sondern schlicht Chemie.
Die Kernenergie ist politisch kein realistischer Ausweg, also stehen erneuerbare Energien oben auf der Liste – zumal sie von Energielieferungen anderer Staaten unabhängiger machen. Erneuerbare Energie hat aber neben dem ungedeckten Bedarf zusätzlicher Netze den Nachteil, nicht kontinuierlich zur Verfügung zu stehen. So kommt es dann am kalten, windstillen und bedeckten Wintermorgen zu einem Energiebedarf, der mit Verbrennung von Kohle, Öl oder Gas gedeckt werden muss. Unter anderem hierdurch werden die verfügbaren CO2 Emissionskontingente be-, wenn nicht ausgelastet werden. Diese Ausgangssituation hat mehrere Konsequenzen, die alle Chancen für den Fachhandel bringen.
So besteht der Bedarf, Lastspitzen abzufedern und Energie in Zeiten hoher Verfügbarkeit (windiger, sonniger Tag) zu nutzen. Es geht also um “intelligente Netze” und um “intelligente Verbraucher” – beides erfordert qualifiziere Beratung und Begleitung.
Vor diesem Hintergrund erschließen sich auch die Aktivitäten der führenden Elektrogerätehersteller. Wenn der Energieeinsatz für Waschen und Trocknen in derartige Verfügbarkeitsphasen verlegt wird, wenn der Gefrierschrank bei hohem regenerativen Energieangebot um zusätzliche 5 Grad herunter gekühlt wird, dann dient dies der Vermeidung von Last im falschen Moment und der “Speicherung” von Energie – denn der so herunter gekühlte Gefrierschrank wird erst einmal für einige Zeit keinen weiteren Strom benötigen. Wer aber bitte soll solche Haushaltsgeräte nicht nur verkaufen, sondern sie auch anschließen und die erforderliche Einbindung in das Heimnetzwerk bzw. die Internetanbindung vornehmen? Richtig, der Fachhandelsunternehmer, der sich und sein Team frühzeitig für dieses Thema interessiert und qualifiziert.
Die intelligente Laststeuerung ist nur ein Teil. Wesentliche Basismaßnahme ist Energiesparen an sich. Elektrogeräte haben in den letzten Jahren erhebliche Effizienzfortschritte gemacht. Neben den erzielbaren Kostenvorteilen sind viele – gerade auch zahlungskräftige – Kunden aus ökologischen Gründen für den Kauf solcher Produkte zu begeistern. Wer ihre Sprache spricht und sie begeistert, der wird diese (oft auch junge und damit begehrte) Kundengruppe an sich binden.
Hier bieten sich somit stetig wachsende Chancen für Fachhändler, sich durch erstklassige Beratung zu profilieren und das Konsumentenvertrauen zu gewinnen, das auch andere Türen aufschließt. Die Beratung macht eben nicht beim Vorlesen des aufgeklebten Energielabels halt – wie ist das Nutzungsverhalten des Kunden, welches Produkt ist im Sinne einer ökologischen Gesamtbilanz das Beste (z.B. weil es reparierbar ist), wie viel Strom (und ggf. Wasser) und damit Geld spart der Kunde, wie viel CO2 wird eingespart…? Wer hier punktet, der profitiert auch an anderer Stelle. Deshalb war es mir wichtig, dass ElectronicPartner seinen angeschlossenen Unternehmern eine Energiespar-Beratungsapp zur Verfügung stellt, die dies erleichtert und die hohe Kompetenz noch weiter verstärkt.
Ferner gibt es im Bereich Licht mit der LED-Technologie tolle Produkte (Lösungen!) zum Energiesparen. Wer sich als Fachhändler hier schlau macht und den Kunden zu Hause (oder in seinem Unternehmen) im Umstellungsprozess berät und begleitet, der kann mit etwas Sinnvollem Geld verdienen und findet bei dieser Gelegenheit sicher Anknüpfungspunkte für Zusatzgeschäft.
Und auch auf der Seite der Energiegewinnung bestehen Chancen. Trotz absehbarer deutlicher Subventionsreduktion bleibt Photovoltaik begehrt. Viele Fachhändler haben die grundsätzlichen Voraussetzungen, hier Leistungen zu erbringen und Geld zu verdienen – zu wenige nutzen diese Möglichkeit bisher.
Eine weitere Chance für den Unternehmer vor Ort ist es, vor seiner eigenen Haustüre zu kehren. Wie ist das Ladenlokal beleuchtet und beheizt/klimatisiert, welche Möglichkeiten gibt es, den persönlichen Energieverbrauch zu senken und so die eigenen Kosten zu reduzieren? Aktuell läuft eine Aktion des Mittelstandsverbundes, in der Unternehmern angeboten wird, sich im Einstieg kostenlos zu den Einsparmöglichkeiten beraten zu lassen. Ich bin stolz, dass der Pilotfachhändler ein EP:Unternehmer ist und hoffe, dass alle Fachhändler diese Chance nutzen werden.
Energiesparen ist nicht nur gut für das Gewissen und für zukünftige Generationen, es ist auch gut für den Geldbeutel und die Zukunft des Unternehmers, vorausgesetzt er nutzt die Chance. Also, auf geht’s, am besten noch heute!
Guten Morgen Herr Dr. Ehmer, zurzeit bin ich etwas resigniert.
Als First Class Händler, erlebe ich seit ca. 7 Wochen nur noch Rückschläge, wie so oft in unserer Branche beraten wir unsere Kunden nach bestem Wissen und Gewissen. Doch leider stellen wir immer mehr fest das uns die Industrie wieder mal im Stich lässt.
Da werden Vertriebswege durch Verträge abgesichert nur um feststellen zu müssen, das sich doch keiner daran hält.
Premiummarken werden wie 0815 Produkte verramscht, über Vertriebswege die keiner Nachvollziehen kann.
Das Thema Energieeffizienz ist ja für uns kein Neuland, nur wir beraten, wir stellen aus und der Kunde bekommt einen für uns nicht rechenbaren Preis Angeboten von gewissen Plattformen das es keinen Spaß mehr macht und vorallem unwirtschaftlich ist.
Selbst der Kunde der bereit ist etwas mehr zu zahlen, denkt bei unterschieden von 200 – 500 € das wir ihn abzocken wollen.
Der Fachhandel ist immer vorreiter, aber auch fast immer der Verlierer.
Es geht doch nicht mehr um nachhaltigkeit, vertrauen und Qualität sondern nur noch um Marktanteile.
Der Umsatz ist entscheidend, Marge was ist das….
Da bleibt für manchen Unternehmer gar nicht mehr die Frage ob er noch Einsparpotenzial hat, sondern nur noch wie er überlebt.
Guten Tag,
Sie haben Recht, manchmal ist es wirklich ärgerlich, wie unprofessionell und kurzsichtig sich manche Marktteilnehmer verhalten. Leider ist dies nicht nur auf Seiten der Industrie zu finden, sondern manchmal sind es auch Fachhändler, die selektive Vertriebssysteme nicht sauber umsetzen. Es erfordert die Anstrengung aller, diese Systeme, die für Industrie, Handel und Kunden sinnvoll sind, zu schützen. In diesem Zusammenhang zitiere ich gerne frei nach Brecht “nur die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber”, also Augen auf bei der Wahl des Industriepartners. Es gibt doch einige, die ihre Systeme sauber umsetzen und jedem, der dagegen verstößt, mit (auch vertraglichem) Recht auf die Finger hauen.
Ansonsten kann ich nur an das gute Weihnachtsgeschäft des vergangenen Jahres und die hervorragenden Geschäfte der ersten Monate dieses Jahres erinnern. Während überall in Europa das Geschäft massiv einbricht, haben die meisten ElectronicPartner Mitglieder in den vergangenen Monaten eine gute Geschäftsentwicklung gehabt. Dass eine leichte Delle nach solch einer Hochphase (einschließlich der Sonderkonjunktur Analogabschaltung) zu Frust führen kann, ist verständlich. Ebenso richtig bleibt, dass die Besinnung auf die richtigen Partner (siehe oben) und eine klare Fokussierung auf Qualität in Produkten und Leistungen für einen Fachhändler die richtige Entscheidung sind.
Aktuell bin ich mit meiner Familie in den Sommerferien, ich werde Sie danach einmal anrufen, um noch einmal persönlich über den Themenkomplex zu sprechen. Bis dahin wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche Zeit, wenig Frust und statt dessen gute Geschäfte.
Beste Grüße
Dr. Jörg Ehmer
Ja Jörg,
Vollkommen Richtig – und nach 10 Jahren mehr denn je akutes Thema.
Nur leider wurden in den letzten 10 Jahren die Lastspitzen mit schmutziger Atomkraft durch unsere Regierung auch abgebaut. Das Problem also nicht gelöst – sondern verschlimmert…
Also die Frage ist nicht “ob” sondern “wann” der Blackout kommt!
Liebe Grüße aus München
Hauke